Osteoporose (Knochensubstanzverlust) wird umgangssprachlich auch als Knochenschwund bezeichnet und stellt eine Krankheit des menschlichen Skeletts dar. Die Knochen büßen bei Osteoporose ihre Festigkeit ein und neigen häufiger und leichter zu Knochenbrüchen. Dies hat seinen Grund darin, dass bei Menschen mit Osteoporose die Knochenmasse viel schneller abnimmt als bei gesunden Menschen. Wenn Frauen nach der Menopause oder Männer, die über 60 Jahre alt sind, an Osteoporose erkranken, liegt meist die primäre Form von Knochenschwund vor. Eine sekundäre Osteoporose wird durch bestimmte grundlegende Krankheiten oder Medikamente ausgelöst. Dies können beispielsweise Erkrankungen des Darms, der Leber oder der Nieren sein, außerdem Störungen im Stoffwechsel oder im Hormonhaushalt.
Die Diagnose einer Osteoporose erfolgt meist mittels Knochendichtemessung. Die Knochendichtemessung gehört neben dem Arzt-Patientengespräch und verschiedenen Mobilitätstests zur Basisdiagnostik bei Verdacht auf Osteoporose. Durch eine Messung der Knochendichte kann Knochenschwund häufig schon in einem frühen Stadium entdeckt werden.
Bei Frauen ist das Risiko, an Osteoporose zu erkranken höher als bei Männern. Der wesentliche Grund hierfür ist die Tatsache, dass bei vielen Frauen nach der Menopause ein Mangel des Geschlechtshormons Östrogen vorliegt. Östrogene besitzen die Eigenschaft, die Knochen zu schützen. Daher kommt es bei rund 30 Prozent der Frauen durch den Hormonmangel nach den Wechseljahren zu einer postmenopausalen Osteoporose. Neben der Störung im Hormonhaushalt zu der es nach den Wechseljahren kommen kann, spielen jedoch noch weitere Risikofaktoren und Ursachen eine Rolle bei der Entstehung von Osteoporose, z. B. Untergewicht oder die Ernährung. So kann z. B. eine zu geringe Aufnahme von Kalzium Auswirkungen auf die Entwicklung einer Osteoporose haben, da Kalzium ein wichtiger Mineralstoff für die Knochen ist. Gute Kalziumquellen sind vor allem Milchprodukte, aber auch pflanzliche Lebensmittel wie z. B. Grünkohl oder Brokkoli. Damit Kalzium besser vom Körper aufgenommen werden kann, sollte außerdem auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D geachtet werden.
Bei Frauen sind die Knochen grundsätzlich feiner strukturiert als bei Männern, was die Wahrscheinlichkeit für eine Osteoporose zusätzlich erhöht. Bei Frauen, die zwischen 50 und 60 Jahre alt sind, haben mehr als 15 Prozent eine Osteoporose. Jenseits des 70. Lebensjahres sind es sogar mehr als 45 Prozent.
Männer sind – wenn sie eine Osteoporose bekommen, durchschnittlich etwa zehn Jahre später betroffen als Frauen. Fortschreitendes Alter gehört zu den Risikofaktoren für Osteoporose, ebenso bestimmte Faktoren im Lebensstil, wie z. B. Rauchen oder eine verminderte Aufnahme von Kalzium. Da mit zunehmendem Alter auch der Verlust der Knochenmasse zunimmt, ist die Wahrscheinlichkeit, an Osteoporose zu erkranken, größer. Bereits ab dem 40. Lebensjahr beginnt der Knochenabbau. Die Knochenmasse nimmt dann jährlich um etwa 1,5 Prozent ab.
In Deutschland gibt es rund sechs Millionen Patienten mit Osteoporose. Nur bei etwa 25 Prozent der Patienten wird die Krankheit frühzeitig erkannt und therapiert. Da die Menschen in den Industrienationen immer älter werden, geht man davon aus, dass auch die Zahl der Menschen mit Osteoporose zunehmen wird.
Bei gesunden Menschen bauen sich die Knochen ein Leben lang um, um sich den Lebensanforderungen anzupassen. In der frühen Phase des Wachstums und der Pubertät zeigt sich dies überwiegend in einer Neubildung von Knochen. Dann liegt die größte Knochendichte vor. Bei Menschen über 40 Jahren steht der Abbau der Knochen im Vordergrund. Dabei liegt der jährliche Verlust der Knochendichte bei Männern bei rund 0,5 bis einem Prozent, bei Frauen beträgt der Wert etwa ein bis zwei Prozent jährlich. Wenn man unter Osteoporose leidet, ist diese Zahl deutlich höher, bei schwerem Krankheitsverlauf nimmt die Knochenmasse um bis zu sechs Prozent jedes Jahr ab. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Osteoporose zu den zehn häufigsten Krankheiten und damit zu den Volkskrankheiten.
Durch den fortschreitenden Knochenabbau bei Osteoporose sind häufige Knochenbrüche eine Begleiterscheinung dieser das Knochensystem betreffenden Erkrankung. Ein Knochenbruch wird medizinisch auch als Fraktur bezeichnet. Im westlichen Europa erleidet rund ein Viertel aller Menschen über 70 Jahre einen Wirbelbruch, also einen Bruch am Wirbelkörper, der durch Osteoporose bedingt ist. Ebenfalls häufig bei Knochenschwund ist der Oberschenkelhalsbruch bzw. der Knochenbruch in der Nähe der Hüfte am Oberschenkel, z. B. des Schenkelhalses, oder auch des Oberarms oder Unterarms. Diese Knochenbrüche können einen langen stationären Aufenthalt mit sich bringen und im schlimmsten Fall zu einer Pflegebedürftigkeit führen.
Fedor Singer